Kinderschutzbund: Scheidung, Streit, Krankheit und Tod von Eltern und Verwandten bereiten den Kindern große Sorge

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Kinderschutzbund: Scheidung, Streit, Krankheit und Tod von Eltern und Verwandten bereiten den Kindern große Sorge

Pressebericht 2017

HÖHR-GRENZHAUSEN. Wenn Kinder Sorgen haben, liegen die Ursachen besonders häufig in der Familie: Ob Eltern sich trennen oder nach der Scheidung über die Kontakte zu ihren Kindern streiten; wenn nahe Verwandte schwer krank werden oder sterben: stets leiden die Kinder unter dem Verlust von Nähe und Liebe. Manche geben sich selbst die Schuld. Auch deshalb empfinden Jungen und Mädchen häufig Angst. In den „Mobilen Sorgenbüros“ des Deutschen Kinderschutzbundes e.V. Kreisverband Westerwald / Ortsverband Höhr-Grenzhausen haben die Kinder im Schuljahr 2015/2016 erheblich häufiger über Ängste geklagt als in den Vorjahren. Probleme in der Familie werden von jedem zweiten Kind als Grund seiner Sorgen genannt.

Die Gespräche im „Mobilen Sorgenbüro“ werden angesichts komplexer Problemlagen intensiver und zeitaufwändiger, und es ist häufig nötig, dass die Fachkräfte des Kinderschutzbundes auch mit anderen Beteiligten reden: mit den Eltern oder Großeltern, mit Lehrern, Beratungsstellen oder dem Jugendamt. Die Gesamtdauer aller Gespräche betrug 2.016 Stunden. Darin enthalten sind 442 Stunden außerhalb der Sorgenbüros. Im Schuljahr 2015/2016 suchten 531 Kinder Rat und Hilfe in einem „Mobilen Sorgenbüro“; insgesamt wurden 2.269 Gespräche mit ihnen geführt. Besonders in den Sorgenbüros, die nur 14-tägig geöffnet werden, gibt es lange Wartezeiten für Kinder mit Problemen.

In 15 Grundschulen der Verbandsgemeinden Montabaur, Höhr-Grenzhausen und Selters sind „Mobile Sorgenbüros“ in den Schulalltag integriert. Die sozialpädagogischen Fachkräfte des Kinderschutzbundes werden von den Schülerinnen und Schülern in eigener Initiative aufgesucht, manchmal raten Lehrerinnen und Lehrer zu dem Gespräch. Auch Eltern suchen häufig direkt den Kontakt.

Die fünf bis elf Jahre alten Kinder berichten in jedem zweiten Gespräch von Problemen in der Familie – meist geht es um die Trennung der Eltern (628 Nennungen), Konflikte mit anderen Familienmitgliedern (608), aber die Kinder klagen auch über Vernachlässigung (240), Gewalt in der Familie (126) oder sie trauern um nahe Verwandte (111). Schulische oder ganz persönliche Probleme machen jeweils 26 Prozent der Nennungen aus. In der Schule liegt Stress mit Mitschülern (735) weit vor Konflikten mit Lehrern (152).

Das größte persönliche Problem der Kinder sind Ängste, z.B. einen geliebten Familienangehörigen zu verlieren. Mit 367 Nennungen (ein Zuwachs um knapp 20 Prozent) haben Ängste inzwischen gestörtes Sozialverhalten (321) als Problemursache überholt. Kinder mit gestörtem Sozialverhalten haben oft Schwierigkeiten, sich in ihre Klasse zu integrieren.

Der Kinderschutzbund als Träger der „Mobilen Sorgenbüros“ plädiert angesichts der Ängste und der nach wie vor großen Sorgen um Trennung und Scheidung für die Einrichtung spezieller Trennungsgruppen. Insgesamt zeigt die Bilanz 2015/2016, dass die Sorgenbüros möglichst wöchentlich besetzt sein müssen. Nur so können die Gespräche in und außerhalb der Schule in der nötigen Intensität geführt werden, ohne andere Kinder abzuweisen.

Die „Mobilen Sorgenbüros“ des Kinderschutzbundes werden weit überwiegend von den Schulträgern finanziert. Außerdem fließen Eigenmittel aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden in diese Arbeit, aber auch Zuwendungen des Landes und des Westerwaldkreises.

Wer die Arbeit des Kinderschutzbundes unterstützen möchte, findet hier die Spendenkonten:

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